Einführung

Zu Andi Schmitt

Ölmalerei, durchweg in kleineren Formaten, Landschaften – ach, eigentlich nur Luft mit wenig Land dabei, keine Fabel, keine Figuren, kann das interessieren?
Andi Schmitt liefert meisterliche, kontemplative Bilder, die aus Naturbeobachtung, aus intensivem Naturerlebnis hervorgehen und die in ihrer empfindsamen Dichte dem geduldigen Betrachter besondere Faszination bereiten. Die Selbstbeschränkung ist hier überzeugendes Programm; das Motiv Wolkenbilder und Himmelstönungen wird in außerordentlicher Vielfalt gestaltet und zwingt zum Aufmerken gegenüber derart verinnerlichter und manifestierter Naturerfahrung. Übersehen wir auf unseren alltäglichen Wegen nicht etliche Himmelseindrücke – bis uns ein Künstler mit seinen Arbeiten den Blick und die Bereitschaft schärft, seine Deutungen wahrzunehmen und unsere eigene Sicht zu bereichern?

Zum Erfassen dieser Bilder braucht es Hinwendung, aber die wird mit lebendigem Erkenntnisgewinn aufgewogen. Auch wenn es nur Entwürfe eines Gefühls, Versuche einer Auseinandersetzung mit einer Himmelspräsentation oder eines atmosphärischen Naturerlebnisses sind, so beschreiben sie zugleich das Überschreiten oder Überwinden dessen, was als Realität bezeichnet wird. Die Reduktion des Geschauten auf eine elementare Form ist dabei überzeugender Faktor der Gestaltung. Mit dem Verzicht auf Effekte, Lebewesen und Baulichkeiten gibt es keine Ausstattung der Bildfläche.
Offenbar will Andi Schmitt seinen ersten Eindruck fassen, bevor das Auge sich im Detail verliert, bevor der Blick beginnt, eine Wirkung zu kalkulieren. Die Bilder leben aus der virtuosen Farbskala der jeweiligen Tages- oder Jahreseindrücke. Monochrom ist Himmel niemals, mit großer Sensibilität gestaltete farbliche Abstufungen und fast verborgene Übergänge überraschen unser Auge und lassen uns staunen vor dem malerischen Aufwand dieser Arbeiten. Hier werden nicht Stimmungen dargeboten, sondern erlebt und entdeckt in ihrer oft schnellen Abfolge von Licht, Schatten und verwischten Impressionen.

Kunst gibt nichts Sichtbares wieder, sondern macht sichtbar, wie Paul Klee es nannte. Andi Schmitt gehört für seinen Beitrag dazu hohe Anerkennung.

Werner Iredi, Februar 2001